Photovoice Methode

Was ist Photovoice?

Die VOICE-Fotoausstellungen wurden von jungen TeilnehmerInnen erstellt, die durch die Anwendung der Photovoice-Methode zu MitforscherInnen wurden.

Aber was ist das genau? Wie funktioniert es? Warum ist es ein leistungsfähiges Instrument nicht nur für die Forschung, sondern auch für den gesamten Bereich der Jugend- und Sozialarbeit in Europa?

Hier sind die Antworten!

Photovoice – Definition & Überblick

Photovoice ist eine partizipative Forschungsmethode, die ein kreatives und leicht zugängliches Werkzeug, die Fotografie, mit einem gebrauchsfertigen Schritt-für-Schritt-Prozess kombiniert, der sich auf eine solide Theorie stützt.

Die aus den Sozialwissenschaften stammende Photovoice-Methode hat sich dank ihrer vielen Vorteile in verschiedenen Bereichen verbreitet. Es hilft vor allem SozialarbeiterInnen, lokale Gemeinschaften in die Untersuchung von Problemen einzubeziehen, die sie in ihrem täglichen Leben erleben, und ihre Stimme dazu zu erheben.

Photovoice ist tatsächlich ein äußerst wirkungsvolles Instrument in der Jugend- und Sozialarbeit. Durch den Einsatz der Fotografie werden die TeilnehmerInnen unabhängig von ihren Fähigkeiten und Kenntnissen befähigt in:

- Aufzeichnung und Reflexion über die Stärken und Anliegen ihrer Gemeinschaft;

- Förderung des kritischen Dialogs und des Wissens über soziale Fragen;

- Eintreten für ihre Rechte, indem sie politische Entscheidungsträger durch attraktives, visuelles Material besser erreichen.

Im Vergleich zu „traditionellen“ Methoden der Selbstdarstellung und des kollektiven Ausdrucks oder anderen partizipativen Forschungsmethoden ist Photovoice dank mehrerer Merkmale einzigartig integrativ.. Als gemeinschaftsbasierte, partizipative, qualitative Forschungsmethode, die Fotografie mit sozialem Handeln an der Basis kombiniert, beruht Photovoice auf den folgenden Hauptmerkmalen:

Visuell

Es wird die Fotografie als zugängliches Werkzeug und reichhaltige visuelle Unterstützung für die Schaffung kollektiver Bedeutung eingesetzt

Partizipatorisch

Die TeilnehmerInnen beantworten nicht passiv Fragen, sondern gestalten alle Aspekte eines Photovoice-Projekts aktiv mit und werden zu "MitforscherInnen"

Qualitative Forschung

Sie ermöglicht es, Daten zu sammeln, die individuelle und kollektive Darstellungen und Wahrnehmungen der eigenen Realität zum Ausdruck bringen und reichhaltiges subjektives Material zur gemeinsamen Interpretation liefern

Soziales Handeln

Das daraus resultierende Wissen, das aussagekräftige Bildmaterial und die Erzählungen werden genutzt, um die Politik zu informieren und auf einen positiven sozialen Wandel hinzuwirken

Ein typischer “Photovoice-Pfad”

Photovoice
=
Photos
Voicing Our Individual and Collective Experience

Obwohl es sich um ein perfektes Akronym handelt, bleibt diese sehr einfache Zusammenfassung von Photovoice äußerst aussagekräftig und wirft die Frage auf: Wie kann man Fotos konkret nutzen, um individuelle Erfahrungen in eine kollektive Botschaft zu verwandeln?

Ein typischer „Photovoice-Pfad“ folgt dabei diesen wenigen Schritten:

Vorbereitung der TeilnehmerInnen auf Photovoice

Forschungsfrage: Entwicklung und Diskussion

Feldarbeit - Fotografieren

Auswahlverfahren

Dissemination / Photovoice-Ausstellung

Wozu ist es gut? Hauptzwecke von Photovoice

Als Reflexions- und Berichterstattungsmethode, die die Formulierung kollektiver Botschaften erleichtert und diese mit Hilfe von Fotos vermittelt, wurde Photovoice nach und nach in immer vielfältigeren Zusammenhängen eingesetzt und geht weit über seinen ursprünglichen Zweck als partizipative Forschungsmethode hinaus.

Aufgrund der originellen Merkmale eignet sich Photovoice besonders gut für die Einbeziehung von Randgruppen in den öffentlichem RaumEs ist eine Möglichkeit, Gemeinschaften eine Stimme zu geben, die normalerweise von der politischen Sphäre ausgeschlossen bleiben, weil die politischen Rahmenbedingungen und die Politik ihnen keinen geeigneten Raum bieten, um sich zu Fragen von gemeinsamem Interesse zu äußern.

Photovoice eignet sich daher hervorragend für Akteure, die die folgenden Ziele verfolgen:

  • Partizipative qualitative Forschung
  • Methode der Konsultation
  • Instrument zur Bedarfsermittlung / Überwachung / Bewertung
  • Advocacy-Instrument
  • Empowerment-Instrument

Für wen ist es geeignet? Nutznießer & Vorteile

Photovoice eignet sich daher hervorragend für Stakeholder, die eines der oben genannten Ziele verfolgen und sich für die Einbeziehung marginalisierter Gemeinschaften in den öffentlichen Raum einsetzen. Dazu gehören insbesondere:

  • ForscherInnen und Studierende der Sozialwissenschaften
  • NGOs in der Jugend- und Sozialarbeit
  • Aktivisten, die das Bewusstsein für bestimmte Themen schärfen (unabhängig davon, ob sie formell als NROs oder informelle Gruppen organisiert sind)
  • PraktikerIn in bestimmten Berufsfeldern wie dem öffentlichen Gesundheitswesen (z. B. Kliniker, die angepasste Lösungen für bestimmte Situationen anbieten wollen)
  • PädagogInnen
  • Politische Entscheidungsträger, die einen direkten, authentischen Beitrag von den Bürgern, denen sie dienen, erwarten
  • Gemeindemitglieder, die ihr Gemeinwesen selbst verbessern wollen

Vorteile für die TeilnehmerInnen selbst:

  • Verbesserte Fähigkeiten und Kenntnisse im Bereich der Fotografie und deren Einsatz für den sozialen Wandel
  • Verbessertes kritisches Denken
  • Verbesserte Fähigkeiten zur Zusammenarbeit/zum kollektiven Ausdruck
  • Verbessertes Wissen über die eigene Gemeinschaft
  • Verbessertes Vertrauen in die Fähigkeit der Teilnehmer, sich selbst zu vertreten

Vorteile, um die Ziele der ForscherInnen/ModeratorInnen zu erreichen:

  • Anpassungsfähige Methode: Photovoice lässt sich in verschiedenen Umgebungen und Zeitrahmen leicht umsetzen.
  • Zugänglichkeit: Photovoice hat eine niedrige Schwelle für die Teilnahme, da zu Beginn keine Kenntnisse erforderlich sind, nicht einmal in der Fotografie. Die Fotografie selbst hilft durch ihre visuelle Essenz, viele Hindernisse für die Selbstdarstellung der TeilnehmerInnen zu überwinden.
  • Geeignet für jedes Thema, wenn die verbale Kommunikation weniger geeignet ist: Photovoice hilft, Tabuthemen oder emotionale Themen anzusprechen oder Meinungen zu abstrakten Konzepten und Themen auszudrücken, als eine „alternative Art des Wissens“.
  • Entspannter, offener Umgang: Die Methode hilft dabei, TeilnehmerInnen einzubeziehen, die sich in einem formelleren Rahmen unwohl oder sogar misstrauisch fühlen würden.
  • Engagiert, aktiv, unterhaltsam: Da Photovoice interaktiver und dynamischer ist als herkömmliche Methoden, verbessert es das Engagement und die Motivation der TeilnehmerInnen. Normalerweise hat niemand eine Leidenschaft für das Verfassen von politischen Empfehlungen … daher ist der Einsatz von Fotografie eine perfekte Alternative!
  • Visuelle Ergebnisse: Photovoice bietet ein wirkungsvolles Material für die Kommunikation, insbesondere wenn es um Interessenvertretung geht. Bilder haben mehr Einfluss als Worte, da sie direktere und emotionalere Reaktionen auslösen.
  • Stärkung der Teilnehmer und Verringerung von Voreingenommenheit: Da die TeilnehmerInnen mit den ForscherInnen/ModeratorInnen gleichgestellt sind, verringert Photovoice das üblicherweise problematische „Machtungleichgewicht“, das insbesondere zu verzerrten Ergebnissen und geringerem Engagement der TeilnehmerInnen führen kann.